Der Kieler Pädagoge Hans-Dietrich Wendt entwickelte 1968 diese Methode zur Wiederherstellung des Selbstvertrauens junger Menschen.
Basis dafür waren – neben seiner Ausbildung – seine praktischen Erfahrungen mit Misserfolgserlebnissen junger Menschen in Schule und Familie sowie seine psychoanalytischen Kenntnisse.
Der tiefenpsychologische Ansatz der Therapie ist dabei die Bedeutsamkeit der Phänomene »Übertragung« und »Gegenübertragung«.
Sie sind die Grundlage für eine therapeutische – also eine Veränderung möglich machende – Beziehung zwischen jungen Menschen und Erwachsenen.
Ergänzt wird dieser Ansatz durch die Erkenntnis der Verhaltenspsychologie, dass erfolgreiches Lernen durch Bekräftigung bzw. Verstärkung funktioniert.
Die Lernpsychotherapie kann dem in seinen persönlichen und sozialen Beziehungen beeinträchtigten jungen Menschen durch die Vermittlung von Erfolgserlebnissen helfen.
Basis für die daraus resultierende positive Selbstwahrnehmung ist die von uns konsequent geforderte und geförderte Bewältigung von Lernprozessen im schulischen und außerschulischen Bereich.
Die Kinder müssen Kritik ertragen und Lob zu kriegen lernen.
Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist hierbei die Entlastung der Jugendlichen von äußeren destruktiven Umständen bzw. Zwängen durch die Herausnahme aus ihrer bisherigen Umgebung.
Der Abbau des vermeintlichen Unvermögens im schulischen und außerschulischen Bereich führt zu einer Reduzierung bzw. völligem Abklingen der hemmenden Ängste und Schuldgefühle beim Jugendlichen.
Der Wiederaufbau und die Stabilisierung der eigenen Identität sind die positive Folge.
Bei allem Ernst der Lage: Wir müssen auch mit den Kindern lachen.
Für die praktische Umsetzung konzipierte Hans-Dietrich Wendt eine besondere Form des Unterrichts:
Lerngruppen setzen sich aus sechs bis maximal sieben jungen Menschen beiderlei Geschlechts, unterschiedlichen Alters und Wissensstandes zusammen.
Dabei bildet der jeweilige, individuelle Kenntnisstand des Kindes den Ausgangspunkt für die Lernarbeit.
Obwohl bei dieser Form des Lernens eine Individualbetreuung stattfindet, ist das gemeinsame Arbeiten in der Gruppe von entscheidender Bedeutung für den Erfolg:
Ihre Dynamik ist notwendig für den Wiederaufbau des Selbstwertgefühls und die Etablierung eines positiven Sozialverhaltens.
Die Erfolgskontrolle der erzielten Fortschritte erfolgt regelmäßig durch den Hausleiter im Beisein des Lerngruppenleiters.
Dabei werden erreichte Ziele auch noch einmal bewusst gemacht, gelobt und dadurch in ihrer positiven Wirkung verstärkt.
Halbjährlich erhält der junge Mensch dann, gewissermaßen als Zeugnisersatz, sein Lerntagebuch ausgehändigt, welches die eigene Leistung dokumentiert.
Das reduzierte Selbstwertgefühl der Kinder wird dabei nicht nur vermittels schulischer Erfolge wieder aufgerichtet.
Wir können die Familie nur ergänzen, nicht ersetzen.
Lob und Anerkennung auch außerhalb der Lerngruppe sind dabei ebenfalls von entscheidender Bedeutung.
Deshalb beraten wir die Sorgeberechtigten unserer Kinder nicht nur: Wir beziehen sie nach Möglichkeit in gemeinsame Veranstaltungen mit ein.
Freizeitangebote wie z.B. Fußballvereine sind ebenfalls wichtig, in denen die Jugendlichen ihre soziale Kompetenz trainieren können.
Eine besonders positive Wirkung haben dabei ein geregelter Tagesablaufs sowie das gemeinsame Einnehmen von Mahlzeiten mit Schulkameraden und Pädagogen auf die Entwicklung der Kinder.